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Nordoog - Hagermarsch

Zu Nordoog wohnte ein Mann, der einen seiner beiden Söhne im Krieg verlor, der aber nicht um den Sohn, sondern um das getötete Pferd trauerte.

Ubbo Emmius erzählt von dem reichen Bauern Garmer Tirling, der seine Söhne 1495 in den Kampf des Grafen Edzard gegen Hero Omken von Esens schickte.

„Zu dieser Zeit wohnte zu Nordoog bei Norden der reiche Bauer Garmer Tirling. Dieser schickte seine drei tapferen Söhne auf stattlichen Rossen in den Kampf. Den Jüngsten, Meppo, der eine tödliche Wunde bekam, trug sein Pferd aus dem Getümmel davon. Es brachte seinen Reiter, der obschon im Sattel erstarrt, noch seine zerstückte Lanze festhielt, nach Hause und begab sich durch die Scheunentür mit dem Leichnam in den Stall.

Der älteste Hayo musste sich mit Hilfe seines Rosses der Gefahr entreißen, und war, weil ihn die Feinde verfolgten, genötigt,mit seinem Hengst über einen mannshohen Schlagbaum einen fürchterlichen Sprung zu wagen, so dass selbst seine Verfolger davor erstaunten. Das Pferd indes bekam dabei einen innerlichen Schaden und blieb auf der Stelle tot; er selbst zog sich aus den Bügeln und floh unverletzt weiter. Tirling, der auch sein Pferd verloren, kam ebenfalls unversehrt nach Hause.

Des Vaters Worte zu dem Unglück haben sich seine Nachbarn gemerkt und unter die Leute gebracht: "Meinen Sohn, hat er gesagt, bedaure ich nicht, der ist gestorben fürs Vaterland; aber die schönen Rosse, dass die so traurig gefallen, sind ein Nagel zu meiner Totenkiste.“

Nach: Ubbo Emmius, Friesische Geschichte, Bd. 4, S. 533 und Nachrichten der Familie von Wicht, von Matthias von Wicht dem Jüngeren (um 1793), abgeschrieben von Edo von Wicht (1930)