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Westbenser Weg - Esens

Die Bewohner von Westbense hatten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und führten ein gotteslästerliches Leben.

Der Westbenser Weg lässt sich anhand von Flurnamen von Esens aus in Richtung Nordwest verfolgen etwa im Verlauf der heutigen Bensersieler Straße, führt aber dort nicht zum Siel, sondern etwas östlich davon an den Deich.

Westbense, manchmal auch nur Bense genannt, war ein Warftdorf mit Kirche. Es wird im Stader Copiar 1420 noch erwähnt. Selbst Landkarten bis ins frühe 17. Jahrhundert zeigen östlich von Bensersiel noch eine Insel mit einem Dorf. Im Vergleich mit anderen Warftdörfern der Umgebung muss man davon ausgehen, dass dieses Dorf etwa seit Chr. Geb. bestand, also lange vor dem Bau von Deichen.

Vermutlich wurde es im 16. Jahrhundert aufgegeben und durch den steigenden Meeresspiegel zerstört.

Friedrich Sundermann veröffentlicht 1869 eine Legende über den Untergang von Bense unter dem Titel „Das Pferdegetrappel“. Bense wird als ein kleines Dorf an der Küste beschrieben, dessen Landwirte unermesslich reich waren. Sie führten ein gottloses Leben, wie an folgender Szene deutlich wird: Hatte doch der eine Bauer einem neueintretenden Großknecht, als derselbe zum ersten Mal an dem Mittagstisch sitzend, seine Kappe zum Gebet vor die Augen tat, fluchend zugerufen: „Friss, Hund von einem Knechte! Der Teufel hat mir‘s gesegnet! Der liebe Gott hat keinen Teil an meinem Tische, darum friss in Teufels Namen!“

Insbesondere der lange Hinnerksen schloss einen Pakt mit dem Teufel und verlor seine Seele dabei. Er hatte einen gottesfürchtigen Knecht eingestellt, den der Teufel zu ärgern suchte, indem er die Pferde nachts beunruhigte. Dadurch kam der lange Hinnerksen in einen Konflikt zwischen dem Knecht und dem Teufel. Als er den Teufel zu erstechen versuchte, verdrehte dieser ihm den Hals, was ihn schließlich zum Tode brachte. Seine Seele verfiel dem Teufel. Davon ließen die anderen sich aber nicht beeindru-ken, führten ihr lasterhaftes Leben weiter.

In einer Nacht, als kein Mensch daran dachte, hob sich das Meer aus seinen Ufern. Schnell und unhörbar, glatt wie eine Schlange, flutete so unheimlich der Wasserschwall über die deichlosen Stücklande daher. Bald umschlang er das Dorf, stieg höher und höher, lautlos, leise, grausig alles begrabend. Als es Morgen geworden, schauten die innerhalb des Deiches wohnenden Leute auf eine unermessliche Wassermenge, die bis an die Deichkappe sich türmte; von Bense war keine Spur mehr zu schauen.

Wilhelmine Siefkes, Ostfriesische Sagen und sagen-hafte Geschichten, 1968